Sonntag, 13. Dezember 2020

Vom wichtig sein

Immer wieder unterliege ich dem Fehler, auf Menschen zu schauen, die nicht auf mich schauen, sondern nur auf sich selbst. Wenn ich nämlich im Ergebnis einer Unterhaltung feststelle, dass es nicht nur nicht wichtig ist, wie ich mich fühle, sondern, dass es schlicht nicht interessiert. Keine einzige Frage, wie es mir geht. Kein einziges Mal gefragt, was diese letzten Monate mit mir gemacht haben. Nichts. Und vor allem, mich nach einer halben Seelenbeichte schlicht wortlos im Regen stehen zu lassen. Weg. Keine Erwiderung, kein Statement. Nichts.

Ja, jeder hat von sich erzählt und was er denkt und fühlt, aber die Würze eines Gesprächs, einer Unterhaltung fußt doch darauf, dass das Gegenüber sich auch wahrgenommen, gehört und verstanden fühlt. Und darauf basiert doch dieses – vielleicht zu große - Wort ‚Freundschaft‘. 

Jemandem nur den Raum zu geben, mal Luft abzulassen oder ihn ausreden zu lassen, heißt noch lang nicht, dass es auch nur ansatzweise interessiert, was da gesagt wurde. Das zeigen nur Nachfragen oder zumindest ein einziger Satz, in dem mal nicht ‚ich‘ vorkommt. Die Welt besteht doch wirklich noch aus anderen Personalpronomen.

Es mag daran liegen, dass ich dich mag, weil ich immer wieder darauf reinfalle. Es mag daran liegen, dass mein leicht ausgeprägtes Helfersyndrom mich dazu zwingt, das zu tun und für dich da zu sein. Aber dass ich mich im Nachgang solcher Gespräche schlechter fühle als vorher, weil ich mich unverstanden, ungehört fühle, sorgt sogar bei mir für die Erkenntnis, dass diese ‚Beziehung‘ toxisch ist. Für mich. 

Du bist nicht bereit, mich zu sehen. Du kannst es nicht. Selbst wenn ich weiß, warum das so ist, macht es das nicht besser. Es verletzt, es macht traurig. Es macht manchmal wütend, oft hilflos. Selbst in einem Gespräch mit dir macht es einsam.

Und trotzdem weiß ich, dass ich immer da sein werde. Für dich. Weil du es bist. Denn mir bist du wichtig. Deine Art, die Welt und die Menschen zu sehen ist einerseits ernüchternd, weil oft resignativ, aber auch herausfordernd und anders, so dass es reizvoll ist, sich auf diese Gedankenexperimente einzulassen und so an deiner Welt teilzunehmen. 

Auch wenn ich weiß, wie unwichtig ich offenbar in deiner Welt bin, werde ich sie immer wieder stellen, diese eine kleine Frage, die ich gern einmal von dir hören wollen würde:

Wie geht es dir?